FRANK ZAPPA - EAT THAT QUESTION

BIO- UND FILMOGRAPHIE THORSTEN SCHÜTTE

Thorsten Schütte, Jahrgang 1966, arbeitet seit über zwanzig Jahren als Autor, Regisseur und Produzent im Dokumentarfilm. Er ist Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Stolen Moments und seit 2002 Studienkoordinator für die Studiengänge Spielfilm und Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn befasst sich Thorsten Schütte mit gesellschaftlichen, sozial-politischen und musikhistorischen Themen. In den letzten Jahren sind von ihm unter anderem erschienen:

"World Jazz" – eine 13teilige Fernsehdokumentation für Discovery USA und Planète France über die Wechselwirkung zwischen Jazz und ethnischer Musik. Der abendfüllende Dokumentarfilm „Trip To Brazil“ – Die Geschichte der brasilianischen Populärmusik fuür SWR und Arte. „Namibia Generation X“, eine Langzeitbeobachtung an einer deutschen Schule in Afrika für ZDF/Das Kleine Fernsehspiel. „I Was The King Of Porn“, ein Portrait des Pornografen Lasse Braun für ZDF/Arte. „Land Matters" und „Dwaal Net Rond“, zwei Filme zum Thema Landarbeiter und Bodenreform im südlichen Afrika, für NBC und One Africa TV


Eine Auswahl an Produktionen:

2016 Stolen Moments – Namibian Music History Untold
Eine multimediale Musikausstellung
In Zusammenarbeit mit der Bundeskulturstiftung, NBC, Iwalewa-Haus, Basler Afrika Bibliographien, Schlettwein-Stiftung
Regie und Produktion

2015 Dwaal Net Rond – The Forgotten
60min., NBC, One Africa
Regie und Produktion

2009 Land Matters
60min., NBC, One Africa
Regie und Produktion

2005 Namibia Generation X
90min. ZDF – Das Kleine Fernsehspiel
Regie, Kamera und Produktion

2002 I Was The King Of Porn – The Adventurous Life of Lasse Braun
60min. ZDF-Arte, VPRO, Discovery Germany
Buch und Regie

2001 A Trip To Brazil – Die Geschichte der Musica Popular Brasileira
2 x 60min. SWR-Arte
Buch und Regie

2000 The Cactus of Knowledge
The Music of Rabih Abou-Khalil
60min. WDR, Enja-Records
Regie und Produktion

1999 Crossroads, From Jazz To Ethno-Pop
2 x 60min. SWR/Arte
Buch und Regie

1997-1998 Visions Of Music-World Jazz
Dokumentation über die Wurzeln des Jazz
13 x 30min. Discovery USA & Planete France
Buch und Regie

1994 You Call That Music?
A Tribute To Thhe Music of Frank Zappa
60min. / Euro Arts Entertainment
Regie

ANMERKUNGEN DES REGISSEURS THORSTEN SCHÜTTE

"EAT THAT QUESTION - ist die Geschichte des Musikers und Gitarristen Frank Zappa, dessen radikaler Wille zur freien Entfaltung seines musikalischen Ausdrucks massiv kollidiert mit den Wert- und Moralvorstellungen des Nachkriegs-Amerika; und der, trotz erheblicher Zensur durch Kirche, Politik und Musikindustrie, nicht nur zu einem der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts wurde, sondern gleichermaßen zu einem brillianten Chronisten und Gesellschaftskritiker seiner Zeit.
Jahrelang stöberte ich rund um den Globus in Rundfunk- und Fernseharchiven nach Filmen und Tondokumenten Frank Zappas. Bei genauerer Betrachtung all dieser Fundstücke wird plötzlich ein ganz anderen Mensch sichtbar als der, den wir glauben zu kennen. Jenseits der Klischees und Abziehbilder vom zugekifften Hippie und Enfant Terrible der Rockmusik erleben wir einen klarsichtigen und scharfzüngigen Künstler, der lustvoll und provokant immer wieder musikalische und gesellschaftliche Konventionen auf die Probe stellt.
Zwanzig Jahre nach seinem frühen Tod im Alter von 52 Jahren, zählen Zappas Kompositionen zum Repertoire vieler hochkarätiger Ensembles zeitgenössischer Musik. Sein musikalischer Nachlass ist ein drastischer Gegenentwurf zu stromlinienförmiger Popmusik von heute und fordert seine Hörer noch immer heraus. Vielleicht ist es gerade Zappas Kompromisslosigkeit im Bezug auf seine musikalische Karriere, die in uns allen die wesentlichen Fragen unseres kreativen Seins anklingen lassen: Wie bleibe ich mir und meinem Werk treu? Wie gehe ich mit all den Zurückweisungen und Limitierungen um, die mir entgegenschlagen, und wie weit bin ich bereit, dafür zu gehen?"

PRODUKTIONSNOTIZEN

Während der 30 Jahre, in denen er so berühmt wie berüchtigt war, entwickelte sich Frank Zappa zu einem der unabhängigsten Künstler, den die Welt je gesehen hat. Zappa hat zeitlebens 62 Alben veröffentlicht und stand bei zahllosen Labels unter Vertrag, doch wie er in EAT THAT QUESTION – FRANK ZAPPA beißend bemerkt: „Plattenfirmen haben so eine Art an sich sicherzustellen, dass deine Ausgaben immer höher sind als deine Einnahmen.“ Es hat ihn schwer getroffen, dass bereits früh in seiner Karriere einige Songs des dritten Albums der MOTHERS OF INVENTION, WE'RE ONLY IN IT FOR THE MONEY (1968), ohne seine Zustimmung in einem plumpen, fehlgeleiteten Akt der Zensur beschnitten wurden, der die Aufnahmen verschandelte. Für Zappa wurde die künstlerische und geschäftliche Kontrolle über seinen Katalog das höchste Gebot.
Es verwundert daher nicht, dass Zappas Familie seine Tradition dieses tiefsitzenden Misstrauens der Außenseiter fortführt. Über ein Jahr lang ignorierten sie Anfrage um Anfrage von Thorsten Schütte um ein persönliches Treffen.
Doch Schütte, in Deutschland ein kundiger und gefragter Dokumentarfilmer, war fest entschlossen. Der Filmemacher war schon seit so langer Zeit sowohl begeistert von Frank Zappas Musik als auch beeindruckt von dessen schamlos ehrlichem Umgang mit den Medien. Wann auch immer er auf seinen Reisen einen TV-Sender oder eine Produktionsfirma besuchte, fragte er: „Was habt ihr von Zappa?“ Die weltweit verstreuten Perlen an Aufnahmen, die er entdeckte, überzeugten ihn noch mehr davon, hartnäckig zu bleiben
Das Projekt brauchte acht lange Jahre, bis es endlich fertig war. „Zuerst näherte ich mich 2008 Gail Zappa“, erinnert sich Schütte. „Ich denke, dass da viele Leute an die Tür dieser Familie klopfen. Warum sollte man auch jeden reinlassen? Vor allem, weil da so viele Fans sind. Also schrieb ich und schrieb ich, sagte, ich hab da was gefunden, ihr müsst euch da was ansehen. Ich habe da eine Idee. Bitte, lasst uns treffen! Lasst uns mal reden!“
„ Und natürlich“, sagt Schütte, „war die erste Reaktion immer: Dann schick es rüber! Dann rief ich also an: Nein, nein, ich bestehe darauf, ich muss euch diese Sachen persönlich zeigen, ich will euch treffen! Irgendwann wandte ich mich an ihre Anwälte, um meiner Bitte noch mehr Nachdruck zu verleihen. Und schließlich bekam ich eine Antwort. Sie sagten: Komm vorbei. Wir können reden“, erinnert sich Schütte. „Nach anderthalb Jahren hatten wir endlich die Gelegenheit, uns persönlich kennenzulernen. Das war sehr wichtig. Unser erstes Treffen dauerte vier oder fünf Stunden, in der wir das Material anschauten, das wir gefunden hatten. Gail war sehr herzlich, natürlich voller Erinnerungen und … Ich blieb ein paar Tage. Sie luden mich zu sich nach Hause ein.“
Und von da an ging es weiter. Als die Produzenten Estelle Fialon (Les Films du Poisson) und Jochen Laube (UFA Fiction) mit an Bord kamen, wurde EAT THAT QUESTION – FRANK ZAPPA eine deutsch-französische Produktion.

„Estelle und ihr Team, wie auch unser deutscher Koproduzent Jochen und sein Team, waren die perfekten Partner für diese Produktion“, sagt Schütte. „Nicht nur, weil sie das Können und die Ausdauer hatten, eine solch komplexe Unternehmung zu finanzieren, sondern auch die Geduld und das Vertrauen in mich besaßen, bis es endlich soweit war. Es war ein langer Weg“, sagt er, „und zu wissen, dass ich sie an meiner Seite hatte, gab mir den Raum, die Überzeugungskraft und die Freiheit, dieses Projekt zu einem Erfolg zu machen.“ Weiterhin wurde der Film von ARTE Frankreich und dem SWR in Zusammenarbeit mit dem Zappa Family Trust koproduziert. Schütte war hocherfreut, als Sony Pictures Classics EAT THAT QUESTION – FRANK ZAPPA zu ihrem ersten großen Film beim Sundance Festival 2016 machten und sich die weltweiten Rechte (außerhalb Deutschlands und Frankreichs) sicherten. Ihr Vertrauen in den Film machte sich schnell bezahlt, als EAT THAT QUESTION den Foundation Award 2016 gewann, den Hauptpreis des Asbury Park Music in Film Festivals.