JUNEBUGProduktionsnotizen - Phil Morrisson über seinen FilmIch hatte eigentlich nie das Gefühl, dass man "diese Geschichte unbedingt verfilmen muss". Aber zum Glück haben manche Menschen diesen Wunsch, wenn sie etwas lesen. Meine Inspiration kommt mehr aus Momenten oder Phänomenen in Filmen. Für mich macht es Sinn, dass manche Filme 'transzendental' genannt werden. Nur ein oder zwei transzendentale Momente in einem Film - und schon ist er für mich ein wertvoller Film. Wenn sogar noch mehr drin sind und sie auf mysteriöse Weise zusammenspielen und zu einer moralisch-mysteriösen-erfreulichen Erfahrung werden, die manchen Filmen eigen ist - dann bin ich inspiriert. Deshalb ist natürlich klar, wer auf meiner Vorbild-Liste steht: so großartige Regisseure wie Jacques Demy, Jonathan Demme, Vincente Minnelli, George Cukor, Burnett, Shôhei Imamura, Abbas Kiarostami, Robert Bresson, John Sturges, Makhmalbaf, Yasujirô Ozu, Jean Renoir, Mike Leigh, Steven Spielberg. Ich glaube, es lohnt sich, in ihren Filmen nach Anleitung und Anregung zu suchen. Das Drehbuch von Angus fand ich deshalb sehr reizvoll, weil ich in ihm einige solcher Momente angelegt gesehen habe. Hoffentlich gibt es auch für andere diese Momente und machen aus dem Film etwas, was die Mühe wert war. Nicht unbedingt etwas, was wir von Anfang an geplant haben. In
den Anfangszenen singen ein paar Menschen so eine Art Kuhrufe. Früher
war das eine sehr praktische Kommunikationsform in den Hügeln von
North Carolina. Ich finde, es ist aus zweierlei Gründen ein gelungener
Anfang. Zuerst, weil JUNEBUG ein Film über Menschen ist, die über
tiefe Gräben hinweg kommunizieren. Zum zweiten interessiere ich mich
für die moralischen Herausforderungen, die in der Beziehung zwischen
Machern oder Erzeugern und Kunstkennern aufbrechen. Das Kuhsingen wird
immer noch praktiziert, weil es als eine Kunstform anerkannt wurde und
nun der "folk tradition" zugezählt wird. Von denjenigen,
die das Kuhsingen schätzen, wurde es künstlerisch betrachtet,
sie förderten es als Mäzene und wurden oft auch Fachleute. Beispielsweise kam eine Idee auf, nach der solche Beziehungen das Besondere
glorifizieren und uns das Allgemeine als Klischee verkaufen wollen. Ich
wollte gar keine Klischees vermeiden, sondern viel eher das Besondere
an einem Gedanken, Objekt oder Satz untersuchen, das meine Nackenhaare
zum Stehen bringt und das ich dann Klischee nenne. |