DIE WILDENTE

Regie SIMON STONE

Simon Stone wurde 1984 in Basel geboren. Seine Familie zog zunächst nach Cambridge, England, 1996 nach Melbourne, Australien. Stone studierte am Victoria College of the Arts und arbeitete in den darauffolgenden Jahren als Theaterleiter, Autor und Schauspieler in Australien.
2007 gründete er die Theaterkompanie „The Hayloft Project“. 2011 wurde er Hausregisseur am Belvoir Theatre in Sydney. Hier schrieb und inszenierte er eine neue Version von „The Wild Duck“ nach Ibsen. Die Inszenierung gastierte 2012 auf dem Ibsen-Festival in Oslo, 2013 bei den Wiener Festwochen und erhielt beim Holland Festival Amsterdam den Publikumspreis.
Stone führte erstmals Filmregie für einen Beitrag in der australischen Filmanthologie „The Turning“, basierend auf den Kurzgeschichten von Tim Winton, und wurde zur Berlinale 2014 eingeladen. Seit dem Sommer 2015 ist er Hausregisseur am Theater Basel. An den Münchner Kammerspielen adaptierte er 2015 Luchino Viscontis Familienepos ROCCO UND SEINE BRÜDER.
Mit seiner Filmversion von „Die Wildente“ debütiert Stone nun als Filmregisseur.

Anmerkung des Regisseurs SIMON STONE

Die WILDENTE ist ein Erinnerungsfilm ohne Flashbacks. Er findet in einer einzigen, schicksalshaften Woche statt, in der die Rückkehr eines Mannes in seine Heimatstadt eine Reihe von Enthüllungen auslöst, die seit Jahren vertuscht wurden. Die wieder auftauchenden Erinnerungen werden zum Herzstück des Films und die Zeit fällt für die Charaktere zusammen, als sie versuchen zu verstehen, welchen Sinn ihre Vergangenheit ergibt. Inmitten dieses Geflechts aus gegenseitigen Beschuldigungen versucht ein Mädchen im Teenageralter zu lernen, was Leben bedeuten könnte, voll der Freuden und Unsicherheiten der Selbstentdeckung, ist sie wirklich sehr verwundbar durch den Schlamassel, den die Erwachsenen um sie herum verursachen. Es ist ein Film über Menschen, die versuchen, gut zu handeln, die lieben und scheitern, die schwach werden, ums Überleben kämpfen. Er handelt davon, dass man vor den Fehlern der Vergangenheit nicht fliehen kann und dass nicht eine einzige Person entscheidet, was wahr ist, sondern eine Gemeinschaft diese zusammen festlegt, in all ihren Komplikationen. Und wenn wir nicht die Schwächsten unter uns verteidigen können, wofür war das dann alles?

Von der Bühne auf die Leinwand

DIE WILDENTE wurzelt in der australischen Bühnenproduktion von Henrik Ibsens "Wildente". Die Idee, das Stück zu inszenieren, kam auf, als ich mit dem Belvoir-Theater und der künstlerischen Leitung von Ralph Myers arbeitete. Das Stück war unsere erste Zusammenarbeit - als neues Ensemble. Wir suchten relativ am Ende der Saison ein Stück, bei dem sechs Schauspieler mitspielen konnten, weshalb ein Drama mit 36 Charakteren keine offensichtliche Wahl war. Es bedeutete auch, dass 100 Prozent unserer Ideen von diesen sechs Leuten verkörpert werden mussten. Es war keine Adaption sondern eine Neuerfindung der Geschichte in der modernen Welt. Ich ließ sog das Originalmaterial komplett auf und analysierte es und dann nahm ich Abstand und schrieb eine Neuinterpretation der Geschichte, die in ihrem Kern davon handelt, dass eine Familie auseinander fällt.
" Ich spürte immer, dass die Zuschauer eine Geschichte brauchen, die sie beschäftigt, bei der sie ihr eigenes Leben und der Menschen um sie herum erkannt fühlen. Sie erleben diesen Moment des Wiedererkennens, dass sie sich in ihrem Leben weniger einsam fühlen lässt, weniger eigenartig und seltsam. Das ist die Katharsis des Geschichtenerzählens , was ich mit dem Stück und jetzt dem Film erreichen wollte.
Das Drehbuch für den Film zu entwickeln war derselbe kreative Prozess, wie das Bühnenstück zu schreiben. Es musste durch mehrere Bewusstseinsstufen wie einige Originalideen gefiltert werden und dann aus dem Originalkontext gelöst werden. Die Entwicklung des Drehbuches dauerte eineinhalb Jahre, was ein relativ schneller Prozess ist.

Vom Schauspielen zum Regie führen

Ich besuchte die Schauspielklasse des Victorian Colleges of the Arts, aber eigentlich wollte ich immer Filmregisseur werden. Während meine Schauspielkarriere voranschritt, wovon ich mittlerweile weiß, dass ich nur dabei blieb, um das Geld für meine ersten Regiearbeiten zu bekommen. Ein Schauspieler zu sein, war auch elementar, um den Regieprozess zu verstehen. Ein guter Regisseur geht Risiken ein, je mehr man den Schauspielern erlaubt, Risiken einzugehen, umso empfindsamer werden sie anstatt nur etwas vorzuspielen.
Meinen ersten Film zu drehen, ängstigte mich wegen meiner Arbeit im Theater nicht - ich habe von Anfang bei Leuten Regie geführt, vor denen ich mich wirklich fürchte, es ist immer das Gefühl, als ob ich mich irgendwo rein geschmuggelt hätte, als ob ich eine Party gecrasht hätte, bei der ich nicht eingeladen war.