DER LETZTE APPLAUS

Über die Sänger

Cristina de los Ángeles hat ihr ganzes Leben lang professionell gesungen und sogar einige Platten aufgenommen. Sie lebte 14 Jahre in New York und arbeitete in Peru, Uruguay und ganz Argentinien. Ruhm und Liebe blieben ihr jedoch verwehrt. Für Cristina war die „Bar El Chino“ ihr Zuhause. Jeden Abend eröffnete sie die Show dort mit den Worten: „Wenn ihr klatscht, verliere ich meine Hemmungen...“ Und nach einem begeisterten Applaus gab sie sich der Menge hin und sang die schönsten Tangos, die jemals geschrieben wurden: über Liebe, Trauer und die wunderbare, melancholische Stadt Buenos Aires.

Inés Arce (81) begann zu singen, als sie fünf Jahre alt war, und seitdem hat sie nie mehr damit aufgehört. Als sie 48 war, hörte ihr Nachbar El Chino sie singen. Er liebte ihre Stimme und nahm sie mit in die Bar. Von da an sang sie dort 26 Jahre lang jedes Wochenende. Doch nach El Chinos Tod ist sie kaum mehr aufgetreten. Wenn sie Glück hat, bekommt sie einen Job als Sängerin in einem heruntergekommenen Restaurant oder auf einer Geburtstagsfeier. Sie vermisst die Nächte in der „Bar El Chino“ und würde alles dafür geben, noch einmal mit ihren Freunden singen zu können.

Julio César Fernán (58) war in den 70er Jahren einer der vielversprechendsten jungen Tangosänger in Buenos Aires. Er verdiente mit dem Singen viel Geld und ist sogar mit Anibal Troilo, einem der berühmtesten Bandoneonspieler der Geschichte des Tangos, aufgetreten. Leider ist Tango aber nicht seine einzige Leidenschaft. Er liebt auch die Frauen und „noch etwas ein bisschen gefährlicheres“ - die Pferderennen. Julio hat nie geheiratet und lebte bis vor kurzem noch immer mit seiner neunzigjährigen Mutter in einer Zweizimmerwohnung.

Horacio Acosta (70), Sohn einer Musikerfamilie, sang mit einigen der besten Tangoorchester der 60er Jahre und war standing ovations nach seinen Shows gewöhnt. Doch dann wurde das Leben härter. Er musste verschiedene Jobs annehmen, wurde krank und gerade als er sich wieder erholte, starb seine Frau. Nach und nach verlor Horacio alles, konnte die Hypothek nicht mehr bezahlen und musste in ein kleines Zimmer im Hinterhof des Hauses ziehen, das ihm noch bis vor kurzem gehörte.

Walter Barberis (70) kam nach dem Krieg aus Italien nach Buenos Aires. Seit seiner Jugend liebte er es, Gitarre zu spielen und zu singen. Als er die „Bar El Chino“ entdeckte, wo sein Sohn öfters Tango sang, verliebte er sich sofort in diesen Ort und begann auch dort zu singen. Er sprach häufiger über den Schmerz, das eigene Land verlassen zu müssen, um im Ausland zu leben, aber auch über die kreative Kraft, die in dieser Entwurzelung liegt. Er sagte immer, dass die Mehrheit der Tangos von den Nachkommen der italienischen Einwanderer geschrieben wurden... und er hat damit vollkommen Recht.

Abel Frías (65), Gitarrist, ist auf dem Land geboren und kam als junger Mann nach Buenos Aires. Seitdem verdiente er sich sein Brot mit seiner Gitarre. Immer auf der Straße, immer auf der Suche nach dem nächsten Ort zum Spielen. Viele Nächte verdiente er nicht einmal genug für den Bus und musste nach Hause laufen. Das änderte sich, als er begann, in der „Bar El Chino“ zu spielen. 18 Jahre lang begleitete er dort ohne Unterbrechung an jedem Wochenende die Sänger. Er kannte sie so gut, dass er merkte, wenn jemand keine so gute Nacht hatte und spielte dann etwas tiefer. Alle Sänger liebten ihn dafür. Eine Woche nach dem Tod von El Chino ging Abel weg und kehrte nie mehr in die Bar zurück.


Über das Orchester

Das Orquesta Típica Imperial ist eine Gruppe von jungen Musikern aus Buenos Aires, die sich als Interpreten, Arrangeure und Komponisten einen Namen gemacht und im Tango ihre wahre Identität gefunden haben. Das „Orquesta Típica“ mit seinen drei Bandoneons, vier Violinen, einem Violoncello, einem Kontrabass, einem Piano und einem Sänger ist die traditionelle Struktur aller Tangoorchester der 40er und 50er Jahre, dem „Goldenen Zeitalter“ des Tangos. Das „Orquesta Típica Imperial“, das diese Struktur übernommen hat, hat sich dem traditionellen Tango-Sound verschrieben und trägt maßgeblich zur Weiterentwicklung des Genres bei. Mit dem Stil seiner Musik hat es Zuhörern in aller Welt große Emotionen entlockt. In den letzten Jahren ist das „Orquesta Típica Imperial“ in einigen der berühmtesten europäischen Konzertsäle aufgetreten, so in den Niederlanden, in Deutschland, England, Belgien, Dänemark, Spanien, Bulgarien usw. Auch hat es an den wichtigsten Tangofestivals in Europa, Nord- und Südamerika teilgenommen.